Flugangst – ein lösbares Problem

Zitternde Hände, kalter Schweiß, Atemnot und Panikattacken – die einen überkommt sie ohne Vorankündigung, andere leiden erst an ihr, wenn sie älter sind: Flugangst. Sie kann jeden treffen. Egal, ob Mann oder Frau, ob Vielflieger oder Gelegenheitsflieger. 16 % aller Deutschen leiden darunter und noch einmal 15 % mehr fühlen sich beim Fliegen unwohl. Wer trotz Flugangst aus beruflichen Gründen fliegen muss oder aber in den Urlaub fliegen will, kann seine Flugangst in Seminaren oder Einzelcoachings wirkungsvoll in den Griff bekommen.

Der Körper rebelliert

Die Symptome der Aviophobie, der krankhaften Angst vor dem Fliegen, sind unterschiedlich. Die Palette reicht von leichtem Unwohlsein bis hin zu Panikattacken. Sie können während des Fluges auftreten oder auch schon Tage vorher. Der Körper beginnt zu schwitzen und zu zittern, das Herz rast und die Betroffenen ringen um Atem. Flugangst ist keine psychische Krankheit. Im Gegenteil, sie zeigt, dass die Psyche des Reisenden intakt ist. Denn diese Körperreaktionen sind Antworten auf eine Situation, die dem Körper unangenehm ist. Dabei wissen Menschen mit Flugangst oft, dass ihre Angst nicht rational ist. Immerhin ist das Flugzeug statistisch gesehen noch immer das sicherste Verkehrsmittel schlechthin. Statistisch ist es wahrscheinlicher, einen Sechser im Lotto zu landen, als mit einem Flugzeug abzustürzen – statistisch gesehen stürzt jemand, der jährlich 500.00 Kilometer fliegt, nur alle 5000 Jahre einmal ab. Das mindert aber nicht im Geringsten die Angst, unter der fast jeder dritte Mensch weltweit leidet. Sogar jeder fünfte bekommt Panikattacken. Auch Persönlichkeiten wie Til Schweiger oder der Dalai Lama haben mit der Zivilisationskrankheit Flugangst zu tun.

Am häufigsten ist die Angst vorm Absturz

Untersucht man die Gründe für diese Angststörung, geben die Betroffenen am häufigsten den Kontrollverlust, die Ängst vor der Höhe und die Angst vor einem Flugzeugabsturz an. Sie alle quält allein schon der Gedanke daran, ein Flugzeug zu betreten, geschweige denn, mehrere Stunden darin unterwegs zu sein. Manche fühlen sich ausgeliefert. Ausgeliefert dem Piloten, der in den nächsten Stunden für sie entscheiden wird. Viele von ihnen haben Probleme damit, die Verantwortung für eine gewisse Zeit abzugeben. Typischerweise tragen sie meist selbst in ihrem Beruf viel Verantwortung. Nach einer Untersuchung des Deutschen Flugangst-Zentrums (DFAZ) gab fast jeder zweite der Befragten an, ganz konkret Angst vor einem Absturz zu haben.

Mit elf Prozent wurde die Furcht vor dem Ausgeliefertsein genannt. Turbulenzen während des Fluges machten acht Prozent zu schaffen. Zwar ist die Angst, Opfer von Terroranschlägen zu werden, nach dem 11. September 2001 angestiegen. Laut der Studie des Deutschen Flugangst-Zentrums liegt sie aber mit 1,2 Prozent auf dem letzten Platz. Häufiger sind es Männer, die der Technik im Flugzeug nicht trauen. Frauen zweifeln eher an der Komponente Mensch. Wer Flugangst hat, achtet während des Fluges ganz genau darauf, wie sich die Geräuschkulisse verändert. Vielleicht sind Vögel in die Triebwerke gekommen? Das könnte zu Störungen oder Ausfällen führen! Gedanken über ein mögliches Gewitter bis hin zur Verfassung der Piloten treiben die Leidenden um. Ein entspannter Flug sieht anders aus.

Es gibt Hilfe

Bei manchen Menschen ist die Angst vor dem Fliegen sogar so groß, dass sie es komplett vermeiden. Andere können das nicht, weil sie beruflich auf das schnelle Zurücklegen großer Strecken angewiesen sind. Für sie ist jeder Flug eine Tortur. Deshalb bieten Seminare aktive Hilfe gegen Flugangst an. Es geht in diesen Seminaren nicht nur um das Vermitteln von Informationen, sondern die Teilnehmer sollen lernen, ihre Ängste zu kontrollieren und sie auszuhalten.

Im technischen Teil des Seminars wird den Teilnehmern erläutert, wie ein Flugzeug überhaupt fliegt und wie es technisch und sicherheitstechnisch ausgestattet ist. Dieser Teil endet meist mit der Außen- und Innenbesichtigung eines parkenden Flugzuges, so dass sich alle Teilnehmer in Ruhe mit einem echten Flugzeug vertraut machen können. Das ist wichtig, denn viele Menschen mit Flugangst haben schon seit Jahren kein Flugzeug mehr betreten.

Weiterhin lernen die Teilnehmer Lockerungsübungen und Entspannungstechniken, die es ihnen ermöglichen die typischen Angstreaktionen des Körpers zu kontrollieren. Durch imaginative und meditative Techniken lernen die Teilnehmer weiterhin mit den katastrophisierenden Gedanken im Kopf umzugehen und sich beruhigende Fakten vor Augen zu führen.

Den Abschluss bildet dann in der Regel ein Flug, in dem die Teilnehmer lernen, ihre Angst aushalten zu können und Vertrauen und Zuversicht für zukünftige Flüge aufzubauen. Damit die Angst dann nicht wiederkommt, ist das beste Hilfsmittel Üben – also erneutes Fliegen!

Veröffentlicht am 23. August 2014 von Jutta Wüst