Wie viel Obst und Gemüse braucht es wirklich pro Tag?

Jeder möchte sich gesund und ausgewogen ernähren. Aber was ist eigentlich gesund? Nicht alle Ratschläge machen Sinn.

Bei dem Versuch, sich diesem Thema zu nähern, stößt auf man auf die Erklärung der Ernährungswissenschaftler, die besagt, dass gesunde Ernährung die Bedürfnisse des Körpers an Nährstoffen ausgewogen decken soll und die Nährstoffe liefert um gesund zu bleiben. Was also macht eine ausgewogene Ernährung aus? Eine pflanzlich betonte Ernährung, mit Milchprodukten, aber auch Fleisch in Maßen, mit viel Gemüse und Vollkornprodukten.

Hier stößt man schnell auf die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), die mit ihrem griffigen Slogan „Fünf am Tag“ den Verzehr von fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag empfiehlt. Die Grundbotschaft, mehr Obst und Gemüse zu essen, folgt zwar dem Stand der Wissenschaft, mittlerweile weiß man jedoch, dass diese Forderung illusorisch ist, da es mit dem Alltagsleben der meisten Menschen nicht vereinbar ist. Wer hat denn wirklich die Zeit und Gelegenheit, fünfmal am Tag frisches Obst und Gemüse zu essen? Darüber hinaus ist nicht klar genug differenziert, wie viel Obst und wie viel Gemüse dabei sein soll. Da Obst reichlich Zucker enthält, macht zu viel davon dick und krank. Daher müsste die Empfehlung eher lauten: drei- bis viermal Gemüse und einmal Obst. Ein realistischeres Nahziel wäre hier vielleicht zweimal Gemüse und einmal Obst.

Und dann ist da noch das Fleisch. Der durchschnittliche Fleischkonsum in Deutschland beträgt fast 200 g/Tag. Das liegt weit über der internationalen Empfehlung von Fachgremien von lediglich 300-600 Gramm pro Woche. Neben der schlechten Ökobilanz intensiver Fleischproduktion (Wasser- und Futtermittelverbrauch) kann hoher Fleischkonsum zu Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und Tumorerkrankungen führen. Trotzdem kein Grund, zum Vegetarismus zu wechseln. Da Fleisch viel Vitamin B12 enthält, ist gegen ein gutes Stück von Zeit zu Zeit nichts einzuwenden.

Wie hoch der tatsächliche Bedarf an Nährstoffen eines Menschen jedoch ist, lässt sich nicht für alle durchgängig beantworten. Menschen, die einer hohen körperlichen Beanspruchung unterliegen (z.B. ein 35jähriger muskulöser Bauarbeiter), haben einen höheren Nährstoffbedarf als ältere Menschen, wie z.B. eine 70jährige Frau im Ruhestand. Und für Kinder gelten wieder andere Werte, nicht zuletzt haben sie auch andere Vorlieben bei den Speisen als Erwachsene. Betrachtet man dann noch das Körpergewicht, so muss jemand, der abnehmen will anders essen, als derjenige der untergewichtig ist. Man sieht schnell, hier allgemeine Empfehlungen zu geben, ist schwierig.

Leider sind jedoch viele unserer Lebensmittel stark verarbeitet, sie weisen eine hohe Energiedichte auf und führen unserem Körper zu viel Fett und Zucker zu. Häufig sind diese Stoffe nicht direkt erkennbar und nur bei genauer Durchsicht der Inhaltsstoffe erkennt man die versteckten Kalorien. Praktisch ist das im Alltag allemal wenn die vorbereiteten Lebensmittel aus dem Supermarkt nur noch in den Backofen geschoben werden müssen oder im Schnellgang zubereitet werden können. Oder wenn der Cafe-to-go mit Aromen und Zusatzstoffen geschmacklich so verändert wird, dass der eigentliche Geschmack des Kaffees soweit verändert wird, dass das Original nicht mehr schmeckt. So definiert man bestimmte Aromen mit der Zeit eher am köstlichen Ersatzprodukt als am Original. Und da in den letzten Jahrzehnten das Wissen um die Zubereitung von natürlichen, unverarbeiteten Lebensmitteln nicht mehr automatisch von Generation zu Generation weitergegeben worden ist, trauen sich manche Jüngere die Zubereitung eines Kohlrabis oder einer Aubergine frisch vom Markt gar nicht mehr zu.

Gleichzeitig gibt es – subjektiv betrachtet – immer mehr Verfechter spezieller Ernährungsformen: Vegetarier, Veganer, Ovo-Lacto-Veganer und viele mehr. Die Sehnsucht nach natürlichen, ursprünglichen Lebensmitteln hat die westliche Welt in den letzten Jahren geprägt und so manche Weltanschauung über das Essen transportiert. So wundert es nicht, dass eine steigende Zahl von Menschen mit Allergien, diese mit der Verarbeitung industriell hergestellter Lebensmittel in Verbindung bringen. Und es scheint hier tatsächlich – subjektiv betrachtet – eine Zunahme zu geben. Die Debatte um genveränderte Lebensmittel hat diese Diskussion noch zusätzlich angeheizt.

Eines scheint klar zu sein: je mehr sich die Menschen mit ihrer Ernährung beschäftigen, desto besser steht es um ihre Gesundheit. Da liegt es nahe, diesem Thema auch in den Schulen und Bildungsstätten stärkeres Gewicht zu geben. Was ich selber zubereite, ist frisch und schmeckt lecker. Kochen als kommunikativer Treffpunkt in der Familie, Gemüseschnipseln als Entspannung.

Gesunde Ernährung kann somit nicht nur gegen Übergewicht, Untergewicht und Krankheiten vorbeugen, sondern hält uns geistig fit, steigert unsere Leistungsfähigkeit und unser Wohlbefinden.